Use Cases: Wie Pfade durch eine Anwendung

Erstellen und Nutzen von Use Cases


Erstellen und Nutzen von Use Cases: Pfade durch die Anwendung.


Was sind Use Cases überhaupt?

Erstellen und Nutzen von Use Cases

Ein Use Case ist vergleichbar mit einem Wanderweg für Fußgänger, der präzise, schriftliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen bietet, um das Ziel zu erreichen. Anstelle einer malerischen Wanderstrecke führt ein Use Case den Nutzer mithilfe einer schriftlichen Beschreibung durch ein System zu einem zuvor festgelegten Ziel. Für die Erstellung eines Use Cases ist kein Programmierwissen erforderlich; stattdessen ist ein Texter oder Tester dafür verantwortlich, dieses Dokument zu erstellen.

Die Rolle eines Use Cases besteht darin, eine Vereinbarung zwischen den Projektbeteiligten über das Verhalten des Systems zu schaffen. Der Nutzer (Hauptakteur) wird auf einem festgelegten Pfad durch das Projekt oder einen Teil des Projekts geleitet. Die Beschreibung des Use Cases ist stets schriftlich und sollte so formuliert sein, dass auch Personen, die nicht am Projekt beteiligt sind, leicht folgen können.

Die Projektbeteiligten legen die Rahmenbedingungen und Ziele fest und definieren, wie diese erreicht werden können. Ein Use Case fasst zudem die Beschreibungen vieler einzelner Fälle zusammen, die in Bezug auf das Ziel miteinander verbunden sind.

Nachfolgend eine Beschreibung was Use Cases sind, was sie ausmacht und schlussendlich, welchen Zweck sie verfolgen.

1. Was ist ein Use Case: ein Anwendungsfall

Der Nutzer wird in der Anwendung textlich und strukturiert zu einem Ziel geleitet, ähnlich wie auf einem Wanderweg.

Der Nutzer findet die Lösung nicht intuitiv, sondern verfolgt stattdessen einen systematischen Ansatz, um das Problem zu lösen.

Alle Beteiligten sollten in der Lage sein, der schriftlichen Beschreibung zu folgen, da dies sicherstellt, dass alle Informationen klar und einheitlich verstanden werden. Eine gemeinsame Grundlage fördert die Zusammenarbeit und minimiert Missverständnisse, was zu einem effizienteren Arbeitsprozess führt.

Das Verhalten eines Systems soll für alle Beteiligten klar verständlich sein. Dabei können textuelle Beschreibungen, die Dokumentationen und Anleitungen, komplexe Konzepte und Abläufe klar erklären.

Weitere Hilfsmittel:

  • Flussdiagramme
  • Sequenzdiagramme
  • Mockups oder Prototypen
Sequenzdiagramm

Ein Use Case fasst die Beschreibung verschiedener Szenarien zusammen, die gemeinsame Ziele verfolgen.

2. Erstellen eines Use Case

Ein Texter oder Tester erstellt Use Cases stets in einem klar strukturierten Format. Dadurch sind sie für alle Beteiligten leicht lesbar und verständlich. Wichtige Informationen wie Ziel, Zweck und beteiligte Personen sollten von Anfang an deutlich erkennbar sein.

Formale, grafische Unterstützung kann mit Flussdiagrammen, Zusatzdiagrammen, Sequenzdiagrammen erfolgen.

Mockup als Wireframe

Text ist aber immer die bessere Wahl, da er präzise und detaillierte Informationen vermittelt, die oft in Grafiken verloren gehen. Zudem ist Text flexibler und leichter anpassbar, was eine bessere Dokumentation und Nachvollziehbarkeit gewährleistet.

Ein guter Texter schreibt immer die besten Use Cases, weil er über die Fähigkeit verfügt, komplexe Informationen klar und präzise zu kommunizieren. Er versteht die Bedürfnisse der Zielgruppe und kann die relevanten Szenarien so formulieren, dass sie für alle Beteiligten leicht nachvollziehbar sind.

3. Arten von Use Cases

Beschreibung von Geschäftsprozessen, funktionalen Anforderungen an Software und Systementwürfen.

  • kleine Gruppen innerhalb einer Organisation
  • große oder auf verschiedene Standorte verteilte Gruppen

Mit Bezug ist hier der Anwendungsbereich gemeint oder „system under discussion“

  • eine Organisation: Geschäftsprozesse
  • eine Software: funktionale Anforderungen
  • eine Software-Komponente: Verhalten

Welche Details fehlen und werden benötigt?

  • Überblick: hoher Abstraktionsgrad
  • Benutzerinterkation: mittlerer Abstraktionsgrad
  • Details: geringer Abstraktionsgrad

Ein guter Use Case beantwortet folgende Fragen:

  • Welches System wird beschrieben? Wenn dies nicht klar ist, wird der Use Case unverständlich.
  • Wie detailliert sollen die Abläufe dargestellt werden? Es ist wichtig, nicht zu viele Details zu verwenden, da dies die Lesbarkeit beeinträchtigen kann und die Leser möglicherweise das Interesse verlieren.

4. Ziele und Nutzen von Use Cases

Ein gutes Use Case-Dokument listet nicht nur die Anforderungen auf, sondern erläutert auch deren Begründungen. Dadurch werden Prioritäten klarer und Mehrdeutigkeiten vermieden. Eine präzise Darstellung der Anforderungen sorgt dafür, dass alle Beteiligten ein übereinstimmendes Verständnis entwickeln und Missverständnisse ausgeschlossen werden.

  • Der Name eines Use Case soll immer auch ein Ziel bezeichnen
  • Ein Ziel beantwortet zu den einzelnen Schritten die Frage „Warum?“
  • Gleichzeitig tritt in einem gut strukturierten Use Case das Ziel auch als Schritt auf.

Ziele-als-Schritte bieten eine hierarchische Struktur, die sicherstellt, dass einzelne Use Cases übersichtlich und verständlich bleiben. Ein effektiver Use Case sollte nicht zu viele Schritte enthalten, um die Klarheit und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Durch diese klare Gliederung können alle Beteiligten die Abläufe besser nachvollziehen und Missverständnisse vermeiden.

5. Häufige Fehler bei Use Cases

Oft wird bereits am Anfang ein wichtiges Detail übersehen, was dazu führen kann, dass ein anderer Weg eingeschlagen werden muss. Wer zu früh ins Detail geht, riskiert, viel Zeit und Mühe zu verschwenden oder rücklaufend verschiedene Schritte auszubessern. Es ist wichtig, die grundlegenden Aspekte zuerst zu klären, um einen effektiven und schnellen Prozess zu gewährleisten.

Alle Projektbeteiligten sind in der Regel nur an den wichtigsten Faktoren interessiert. Wenn ein Dokument zu viel Text enthält, verlieren die Leser schnell das Interesse und lesen nicht mehr weiter. Daher ist es wichtig, Informationen klar und prägnant zu formulieren, um die Aufmerksamkeit der Leser zu halten.

Use Cases sollen immer präzise und kurz formuliert werden. Zu viele Details führen nicht nur zu langen Dokumenten, sondern machen die Use Cases auch kompliziert und schwer verständlich. Eine klare und kurze Dokumentation ist entscheidend, um die Nachvollziehbarkeit der Use Cases zu gewährleisten.

6. Nachteile von Use Cases

Use Cases konzentrieren sich ausschließlich auf Verhaltensanforderungen. Dies kann dazu führen, dass andere wichtige Aspekte, wie beispielsweise technische Anforderungen, vernachlässigt werden.

  • Use Cases beschreiben nicht welche Funktionen die Software braucht.
  • Sie beschreiben auch nicht welche Daten im System vorhanden sind.
  • Es gibt keine Verteilung der Entwicklung
  • Keine Datenmodelle, technische Schnittstellen oder Domäneneigenschaften.
  • Keine technischen, organisatorische oder rechtliche Randbedingungen.

7. Zusammenfassung

Das Erstellen und nutzen von Use Cases hat viele Vorteile für den Benutzer, da sie klar, prüfbar und einleuchtend sind. Auch als Werkzeug für die Anforderungserhebung sind sie günstig, einfach zu schreiben und leicht mit allen Beteiligten abzugleichen. Für Entwickler lassen sie aber zu wünschen übrig, weil sie keine Anforderungen in dieser Richtung festlegen. Aus diesem Grund soll ein Anforderungsdokument mehr als nur Use Cases erhalten, aber Use Cases bilden einen guten Rahmen für den Rest.

Beitragsbild: Foto von Matt Foxx auf Unsplash

Freigestelltes Segelschiff
Vertiefende Literatur:

“Writing Effective Use Cases”